Eine Frau, ein Yak und die Berge
Rosula Blanc allein unterwegs
Allein von der Herde wegzugehen ist etwas vom Schwierigsten für einen Yak, der in einer Mutterkuhherde aufgewachsen ist. Nur bei meinem Yak Naulekh hatte ich das Gefühl, dass er dazu bereit sein könnte. Nach jahrelanger gemeinsamer Arbeit ist unser Vertrauen so weit gewachsen, dass ich den Schritt wage, mit ihm loszuziehen.
Alleine mit einem Yak unterwegs zu sein, bedeutet eine intensive Begegnung mit einem anderen Lebewesen, das die Welt anders erlebt, anders fühlt, anders reagiert. Ein Teil von mir wird selbst zum Yak, während ich Naulekh beobachte, erspüre und mit ihm kommuniziere. Langsam stellt sich eine Harmonie zwischen seinem und meinem Rhythmus, unseren Bedürfnissen, unseren Wünschen ein. Das ungleiche Duo Mensch und Yak passt sich gegenseitig an. Nie zuvor habe ich die Berge und ihre Stille so intensiv erlebt wie in diesen Tagen und Wochen.
Die gelernte Grafi kerin Rosula Blanc züchtet seit 2008 im Walliser Val d’Hérens (Eringertal) Yaks. Sie führt Yak-Trekkings durch, wendet Akupunktur bei Tieren an und leitet Qi-Gong-Kurse. In Zusammenarbeit mit dem Fotografen Bertrand Carlier hat sie ein Buch über ihr Leben mit den Yaks veröff entlicht: „Le silence des Yaks“, Editions Slatkine, Genf.